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Auswertung:Urkundenbücher Pax Christi

Allgemeines
In der Aachener Diözesanstelle von Pax Christi (in „Haus Eich“ an der Eupener Str. 134) lagern drei Urkundenbücher, welche das Aachener Friedenskreuz bei Einsätzen begleitet haben. Sie setzen die beiden Urkundenbücher, die beim Domkapitel lagern, fort.

Das erste Urkundenbuch
hat eine Anmutung, die ästhetisch an die beiden Vorgänger anschließt: der Umschlag mit Pax-Christi-Schriftzug eingearbeitet, Pergament innen. Der Band umfasst die Zeit von 1986 bis 1989. Es ist vielfach ein Geschichtsbuch, es finden sich dort Beschreibungen, Gebete, wirklich viele Unterschriften, Schwarzweiß-Drucke aus Pfarrbriefen und anderen Druckwerken, Beiträge aus der KirchenZeitung, Programmabläufe, Liedzettel, Deutungen der Symbolik des Kreuzes.

Das zweite Urkundenbuch
hat einen braunen, schmucklosen Umschlag, das Papier innen ist fest, aber nicht festlich. Der Band umfasst die Zeit von 1989 bis 1997. Farbfotos ziehen dort ein, neben den Schwarz-Weiß-Drucken, die bereits im ersten Urkundenbuch präsent sind. Die Farbfotos zeigen oft traditionelle Motive wie Kirchen, Statuen, Kreuze, weisen die Verwurzelung der beteiligten Gruppen in ihrer Heimat und Gemeinde nach. Immer wieder finden sich nun Beschreibungen der Geschichte des Kreuzes.

Das dritte Urkundenbuch
hat einen blauen, schmucklosen Umschlag, das Papier innen ist fest, aber nicht festlich. Der Band umfasst die Zeit von 1997 bis 2017 und hat noch viele Seiten frei.

Ein genauer Blick in die Bücher zeigt, dass die Symbolik des Kreuzes und seine Rolle bei Einsätzen sich in den 80-ern erweiterten und veränderten:

Vom katholischen Zeichen für Versöhnung wurde es zunehmend zum Träger des ökumenischen Gedankens und in ihm des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Ein Nebenstrang war die sich verstärkende Zuordnung des Kreuzes zu Pax Christi.

Vom Zentrum von Wallfahrten wurde es zunehmend zum Botschaftsträger, der punktuell Einsatz fand, häufig aber auch eher dazugestellt wurde, zwar als Mahnung, aber nicht mehr als Mittelpunkt. Die Fülle von Kontexten, in die es gestellt wurde, wuchs in den 90-ern weiter an.

Zugleich flachte jedoch die Relevanz des Kreuzes spätestens nach 1997 ab, als es eine letzte Blüte im Einsatz fand. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man das in den Urkundenbüchern Dokumentierte zur Grundlage der Bewertung macht. Von 2003 bis 2013 findet sich kein einziger Eintrag. Jubiläen haben Akteure zu einer kurzfristigen Revitalisierung inspiriert, aber der Effekt war jeweils nicht nachhaltig. Die Einsatzorte und -anlässe wirken in der Retrospektive etwas beliebig, profiliert und konsistent erscheint das Ganze jedenfalls nicht.

 

Details

1986
hat das Kreuz einen Einsatz beim 89. Deutschen Katholikentag in Aachen. Am 10. September gibt es eine Internationale Friedenswallfahrt mit den Stationen Dreiländerpunkt–Gemmenich- Vaals – Aachen. Das Motto lautet: „Dein Friede durchbricht unsere Grenzen“. Dabei zog das Kreuz vom Hunsrücker Friedensacker hinter dem Friedenskreuz.
Zu diesem Widerstand gegen eine Stationierung von 96 Cruise-Missiles gab es Kontakte, die am 10./11. Oktober 1986 in einem Besuch von Basisgruppen aus den Regionen Mönchenglach und Kempen-Viersen in Kastellan gipfelten – mit dem Kreuz, am Vorabend einer Friedensdemo. Motto: „Friede braucht Bewegung – Eure Kreuze werden unsere Kreuze“. Das bezog sich auf 96 Kreuze, die auf einem Acker in der Nähe des Raketengeländes aufgebaut worden waren. In der Pfarrkirche hielt man eine Nacht des Wachens und des Gebets, von der Komplet bis zu einer morgendlichen Eucharistiefeier.

1987
war das 40-Jährige Anlass für verstärkte Aktivitäten. Zum 40-Jährigen gab es eine Wallfahrt im Bistum Aachen, im Zeichen des konziliaren Prozesses. Das Motto lautete: „1947 – 1987 Aachener Friedenskreuz auf dem Weg zu Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung“. Es gab einen ökumenischen Eröffnungsgottesdienst und eine Selbstverpflichtung: „zu suchen, was Frieden schafft, zu tun, was der Gerechtigkeit dient, zu wählen, was Leben fördert“. Das Kreuz zog quer durch die Diözese, durch alle Regionen. In Viersen nannte sich eine Etappe „Kreuzweg der Schöpfung“.
1987 gab es auch eine Fahrt nach Lourdes unter dem Motto „Meinen Frieden gebe ich Euch“. Weihbischof Karl Reger nannte das Aachener Friedenskreuz „ein Symbol des Friedenswillens der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg“. Zitiert wird im Urkundenbuch eine weitere Wertung: „Von Lourdes ging noch vor Beendigung des Zweiten Weltkrieges die ersten Versöhnungsgesten nach Deutschland aus. Das Aachener Friedenskreuz wurde jetzt zum zweiten Mal an diese Stätte gebracht: von Freunden zu Freunden.“
1987 hatte das Kreuz auch einen Einsatz bei der Besiegelung einer Städtepartnerschaft, konkret zwischen Lüdinghausen (im Münsterland) und Taverny (bei Frankreich). Die Pax-Christi-Basisgruppe aus Lüdinghausen brachte das Aachener Friedenskreuz in den Festgottesdienst der Gemeinde St. Felizitas. Der erste Einsatz des Kreuzes in dieser Form.

1988
war erneut ein Jubiläum der Rahmen für einen Einsatz des Aachener Friedenskreuzes, nämlich das 40-Jährige von Pax Christi. Die Bistumsstellen Aachen und München und der Internationale Rat organisierten eine Wallfahrt durch die beiden Diözesen.
Außerdem war das Kreuz 1988 bei drei Veranstaltungen im Rahmen des Konziliaren Prozesses dabei: beim Ökumenischen Forum der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der Bundesrepublik Deutschland in Stuttgart, bei der Ökumenischen Versammlung Westfalen in Dortmund sowie bei der Ökumenischen Versammlung Schalom in Aachen.

1989
ging es vom 4. bis 13. Mai mit dem Schiff nach Basel, zur Ökumenischen Versammlung in Basel, zu Pfingsten. Auch das ist dokumentiert im Urkundenbuch, mit großen und kleinen Stationen, wie Rotterdam, Nimwegen, Xanten, Duisburg, Köln und vieles mehr. Unterschriften über Unterschriften. In Mannheim bekommt das Kreuz eine klare Botschaft mit: „Viele Christen aus dem Raum Mannheim/Viernheim erhoffen sich von Basel eine deutliche und unüberhörbare Antwort der Christen zu dem immer noch ungebrochenen Rüstungswahn.“ Vom 15. bis 21. Mai fand die Europäische Ökumenische Versammlung in Basel statt, mit dem Motto „Frieden in Gerechtigkeit“. Mittendrin erneut das Friedenskreuz.
1989 zog das Kreuz erneut nach Polen. Auch einer Ökumenischen Arbeitstagung gab es einen Akzent.
1989 war darüber hinaus ein weiteres Jubiläum Ausgangspunkt für einen Einsatz: Unter dem Motto „Versöhnung suchen – gemeinsam neue Wege gehen“ gedachte man dem 50-Jährigen des Kriegsausbruchs (1. September 1939 – 1. September 1989), wallfahrte in Würselen und Aachen.
Es ging außerdem zur Friedenswallfahrt der KAB nach Rott.

1990
zog das Aachener Friedenskreuz mit einem Stationenweg zur Fastenaktion durch das Bistum Münster. Immer wieder gab es ökumenische Akzente, welche die drei Ziele des Konziliaren Prozesses aufgriffen. Beachtenswert dabei der Ökumenische Wortgottesdienst in Münster.
1990 findet das Kreuz zur Karwoche einen Einsatz in Schilling, mit einem Emmausgang am Ostermontag nach Hohenkirchen. Hier taucht die Deutung auf: „das Symbol der Pax-Christi-Idee“.

1992
eröffnet die Misereor-Fastenaktion in Münster. Thema ist „500 Jahre Lateinamerika –die Würde des Menschen ist unantastbar“. Bemerkenswert: Friedenskreuz und Hungertuch sind miteinander verbunden. Diese Verknüpfung ist erst- und einmalig.

1993
ist das Friedenskreuz bei einem Festgottesdienst erneut Zeuge der Schließung einer Städtepartnerschaft von Lüdinghausen, diesmal mit dem polnischen Nysa.
Außerdem ist im Urkundenbuch eine Internationale Wallfahrt für Frieden und Versöhnung im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrt dokumentiert. Sie zieht vom Dreiländerpunkt über Klinikum, Bilal-Moschee, einem Flüchtlingslager nach St. Jakob und schließlich zum Dom.

1995
ist das Kreuz bei einer Gedenkliturgie zum 50. Jahrestag der Befreiung der Niederlande von der nationalsozialistischen Diktatur im Pax-Christi-Centrum in Utrecht dabei.

1997
ist das 50-Jährige des Kreuzes Ausgangspunkt einer Bistumswallfahrt, erneut mit den Zielsetzungen des Konziliaren Prozesses: „Auf dem Weg zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Im Urkundenbuch ist ein Begleitwort von Bischof Heinrich Mussinghoff dokumentiert.
1997 war das Kreuz auch Zeuge der Schließung der letzten Zeche im Aachener Revier, Sophia Jacoba in Hückelhoven. Außerdem wurde es bei der evangelischen Kirchengemeinde von Dülken eingesetzt und beim Regionaltag der Bistumsregion Düren.
Auch international hatte das Kreuz 1997 Einsätze, einmal in Lourdes, einmal im österreichischen Graz. Dort lautete das Motto: „Das Aachener Friedenskreuz verbindet Basel und Graz.“ Und im niederländischen ’s-Hertogenbosch ging es um „gedenken und versöhnen“.

1998 bis 2001: nichts

2002
hat das Kreuz einen Einsatz zum 50-Jährigen des Bühler Friedenskreuzes – der Bezug zum Aachener Friedenskreuz wird im Urkundenbuch nicht deutlich.

2003 bis 2013: zehn Jahre kein Eintrag im Urkundenbuch

2014
wird das Kreuz noch einmal aus der Versenkung geholt. Es wird im Rahmen des 3. Ökumenischen Pilgerwegs für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung am 5. April durch Aachen getragen. Motto: „bewegt von Sehnsucht“.
Am 13. September ist es bei der Pax-Christi-Bistumsversammlung in Hückelhoven.  Und am 27. September findet ein „Gang mit dem Aachener Friedenskreuz in Aachen in Erinnerung an den Überfall deutscher Truppen auf das neutrale Belgien zu Beginn des 1. Weltkrieges im August 2014“ statt.

2015 bis 2016: erneut nichts

2017
gibt es erneut einen Einsatz bei der Pax-Christi-Bistumsversammlung, diesmal in Krefeld.