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Urkundenbücher Domkapitel

Allgemeines

Im Domarchiv befinden sich zwei Urkundenbücher, welche das Friedenskreuz auf verschiedenen Reisen begleitet haben. In ihnen sind Stationen festgehalten, Leitworte, Gedanken. Männer und später auch Frauen legen mit ihren Unterschriften Zeugnis ihrer Teilhabe ab.

In ihren Einträgen rund um Empfang und Weitertragen des Friedenskreuzes spiegelt sich der Wandel von Kirche und Gesellschaft aus nahezu vier Jahrzehnten wieder. In schillernder Vielfalt werden hier Traditionskerne und Modernisierungsimpulse aus der deutschen Kirche sichtbar.

Der Blick durch die Urkundenbücher kommt einer Zeitreise gleich. Die Zeit der Honoratiorenkirche und des Kanzelpathos ist nur zwei historische Wimpernschläge her, ihre zaghafte Demokratisierung und die Beschäftigung mit Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung nur einen.

In den Einträgen ändert sich im Strahl der Zeit der Duktus, in dem Einträge erfolgen. Die Sprache wird ziviler, die Symbolik zeitgemäßer. Die Einträge werden weniger aufwändig, sie werden pragmatisch. Statt Tuschezeichnungen und Aquarellen werden es nackte Listen oder auch Fotoalben.

Details

1947
gibt es es den ersten „Gebetskreuzzug für den Frieden“ in der Aachener Diözese, vom 4. April bis zum 28. September. Damals eröffnet der damalige Bischof Johannes Joseph van der Velden das erste Urkundenbuch mit einem geistlichen Impuls, der den Titel trägt: „Im Kreuz ist Heil“. Dieses Wort hat auch August Brecher in seinem Standardwerk zum Friedenskreuz im Titel aufgegriffen. Es folgt ein Gebet, dann gibt es jede Menge Ortsstempel aus allen Regionen der Diözese.

1950
ist bei einem Urkundenbuch Schluss, am 8. Oktober, mit Unterschriften von Ministerpräsident Karl Arnold und Kardinal Joseph Frings. Von dem Ereignis in Aachen gibt es Fotos.

Ab 1956
ist das Kreuz wieder mit Urkundenbuch unterwegs, zunächst im Bistum Aachen und in den benachbarten Grenzregionen Belgiens und der Niederlande, später nach Wallfahrtsorten wie Trier, Fatima und Lourdes, auch 1960 zum Eucharistischen Weltkongress in München, 1962 zum 79. Deutschen Katholikentag in Hannover; Fahrt nach Rom; viele Orte im Bistum und an Rhein und Ruhr

In den 1950-ern
findet sich in den Einträgen oft Pathos, sogar zuweilen im martialischenDuktus; manches ist sehr fromm, auch Latein ist zu entdecken. Dokumentiert sind Grüße, Wünsche, Referenzen an den Heiligen Vater, Gebete, Friedenswünsche – einmal wird auch der Wiederaufstieg des eigenen Volkes beschworen. Das alles ist geistliches Zeugnis, spiritueller Impuls oder auch nur formlose oder vollendete Chronistenpflicht. Beeindruckende Zahlen sind festgehalten: Tausende Männer haben an manchen Stationen teilgenommen. Zeichen der Zeit: die Unterschriftskultur. Auf einem: geistliche Obrigkeit, weltliche Obrigkeit. Oft sind es Priester und Männerwerke/-bünde, die zeichnen.

1964 bis 1972
nichts

 

1972
ist das 25-Jährige des Kreuzes, da geht es wieder los mit Eintragungen ins Urkundenbuch. 1975 ist eine Wallfahrt der Regionen dokumentiert, 1977 eine Pilgerfahrt nach Polen, 1978 eine Sühnewallfahrt nach Wien. Zu einer Romfahrt wird regelrecht ein Fotoalbum eingeklebt, so wie es damals üblich war, auch mit saloppen Sprüchen: „Im Schutz der Schweizer Garde“, „Johannes Paul: Ah, das Aachener Friedenskreuz!“

1980
ist das Aachener Friedenskreuz ein weiteres Mal auf dem Deutschen Katholikentag, diesmal beim 86. In Berlin. Neben Fotoalben finden sich sehr viele Unterschriften – was für ein Unterschied zu früheren Zeiten, wo nur die Honoratioren zeichnen durften.

1983
erfolgt die Friedenswallfahrt von Pax Christi durch das Bistum Aachen. Ihr Motto: „Friede durch Versöhnung – gestern, heute, morgen“. Orte über Orte finden sich im Urkundenbuch wieder – mehr Unterschriften als früher, wenig oder gar nicht hierarchisch geordnet, auch von Grundschülern. Eine Station in Wegberg, im Buch ausgezeichnet: Raketenstation QRA.

1984
erfolgt eine weitere Friedenswallfahrt von Pax Christi im Bistum Aachen. Diesmal hat die Aktion ökumenische Akzente, explizit ist die evangelische Kirche eingebettet in die Urkunden- und Unterschriftensystematik.

1984
ist auch Schluss mit den Urkundenbüchern, die beim Aachener Domkapitel eingelagert sind. Die letzte verzeichnete Aktion ist ein Gedenkgang durch Aachen, vom Münsterplatz bis zur Salvatorkirche, am 21. Oktober, zum Schluss der Gedenktage an die Zerstörung und Befreiung Aachens vor 40 Jahren.

 

Es gibt drei weitere Urkundenbücher, die weder beim Domkapitel noch beim Diözesanarchiv eingelagert sind. Sie befinden sich bei Pax-Christi in Aachen. Auswertung folgt.