Zum Inhalt springen

75 Jahre Aachener Friedenskreuz:Kolumbien meets Friedenskreuz

Kolumbianische Gäste
Kolumbianische Gäste begegnen dem Aachener Friedenskreuz auf seinem Pilgerweg

Das 75-jährige Bestehen des Aachener Friedenskreuzes fällt zusammen mit einem weiteren Jubiläum: Die Anfang der 1960er Jahre entstandene Partnerschaft zwischen dem Bistum Aachen und der katholischen Kirche Kolumbiens wird 60 Jahre alt. Aus diesem Grund erhielt die kolumbianische Partnerkirche bei der Vollversammlung der kolumbianischen Bischöfe im Februar 14 Repliken des Christusantlitzes vom Friedenskreuz - für die Bistümer der 14 Kirchenprovinzen jeweils eine. 

Verbunden war das Jubiläumsgeschenk aus Aachen mit der Einladung, das Aachener Friedenskreuz in diesem Jahr mit auf den Weg für Frieden und Versöhnung zu nehmen, der in Kolumbien angesichts von erneut zunehmender Gewalt in dem ebenfalls 60-jährigen bewaffneten Konflikt des Landes nach wie vor lang und mühsam ist. Einige kolumbianische Diözesen haben das Aachener Kreuz bereits in ihre Aktivitäten miteinbezogen, so etwa in der Pazifikregion Chocó, im ostkolumbianischen Arauca an der Grenze zu Venezuela oder in der zentralkolumbianischen Stadt Pereira im so genannten Kaffeedreieck. Im Erzbistum Ibagué erhielt das Antlitz sogar ein passendes Kreuz, das in der Fastenzeit durch zahlreiche Gemeinden wanderte (wir berichteten). 

Im Mai hatten jetzt zwei Delegationen aus Kolumbien, die zu Besuch im Bistum Aachen waren, die Gelegenheit, dem Original des Friedenskreuzes zu begegnen. In Mönchengladbach als zweiter längerer Station auf dem Jubiläumsweg von Krefeld nach Aachen traf eine Besuchsgruppe aus dem zentralkolumbianischen Departement Tolima in der Citykirche Alter Markt das Friedenskreuz samt kleiner Ausstellung mit historischen Fotos des Friedenkreuzes. Die sechs Personen aus Ibagué und Umgebung waren auf Einladung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen zu Gast. 

Neben zwei Repräsentanten der NGO Concern Universal Colombia gehörten vier Personen zur Gruppe, die für wichtige Arbeitsbereiche dieser Organisation stehen, die sich für Bildung, Konfliktbewältigung und Friedensförderung in Tolima einsetzt: Zwei Führungspersonen unterschiedlicher indigener Bevölkerungsgruppen aus der Region und zwei ehemalige Mitglieder der früher größten Guerilla-Gruppe FARC, die sich im Rahmen des Friedensvertrags von 2016 demilitarisierte. Sie stehen wie die meisten Ex-Guerilleros heute in einem Reintegrationsprozess in die Zivilgesellschaft und versuchen, ihre politischen Ziele jetzt mit gewaltfreien Mitteln umzusetzen. Die indigene Bevölkerung war und ist bis heute besonders häufig von Bedrohungen, Vertreibungen und Ermordungen betroffen, weil ihr Land oft Schauplatz der Kämpfe der bewaffneten Gruppen um Territorien und Einfluss ist. Die Delegation berichtete den in der Mönchengladbacher Citykirche versammelten Kolumbien-Interessierten von ihrer Arbeit und den größten Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Frieden und Versöhnung im Land. 

Als zweite Gruppe aus dem Partnerland besuchte die HipHop-Band AfroMitu aus dem südkolumbianischen Tumaco das Friedenskreuz in der Gladbacher Citykirche. Sie war auf Einladung des deutschen Entwicklungs-Ministeriums in Deutschland, nachdem sie an deren Song Contest teilgenommen und einen der prämierten Plätze erreicht hatten. Die fünf jungen Erwachsenen und die deutsche Fachkraft Ulrike Purrer, die in der Stadt an der Pazifikküste seit vielen Jahren in einem Zentrum der Comboni-Missionare die offene Jugendarbeit mitgestaltet, machten in Mönchengladbach Station, weil der dort ansässige Verein action pro colombia die Arbeit von AfroMiTu zum Aufbau eines gewaltfreieren Miteinanders und die Achtung der Menschenrechte seit etlichen Jahren finanziell unterstützt. 

Bei einem Besuch in der Marienschule Mönchengladbach konnten die Bandmitglieder nicht nur mit deutschen Jugendlichen in Austausch kommen, sondern in der großen Pause als Kostprobe ihres Könnens auch einige ihrer Lieder präsentieren und das junge Publikum begeistern. Auch für die Gäste aus Tumaco war es eine wertvolle Erfahrung, am Beispiel des Aachener Friedenskreuzes mit einem Einblick in die jüngere und jüngste deutsche Geschichte etwas von Bemühungen um Verständigung und Frieden in einem anderen Teil der Welt zu erfahren und so ihre eigenen Aktivitäten in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

Kolumbianische Gäste

5 Bilder