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75 Jahre Aachener Friedenskreuz:Gemeinsam Brücken zum Frieden bauen, fängt bei uns in der Nachbarschaft an

Friedenskreuz Haus Overbach
In seiner dritten Jubiläumswoche machte das Aachener Friedenskreuz in Jülich, Eschweiler und Aachen Station. Im September geht es weiter
Friedenskreuz in Eschweiler

Der Frieden ist kein Selbstläufer, sondern er braucht unsere Bereitschaft und unsere Tatkraft, Barrieren zu überwinden und Brücken zu bauen. Diese Botschaft kam in der dritten Woche der Aktion "Gib dem Frieden dein Gesicht" immer wieder zu Sprache, an unterschiedlichsten Stellen in Jülich, Eschweiler und Aachen.

Das Aachener Friedenskreuz bringt Menschen zusammen. Ganz eindrucksvoll belegte das die Schulgemeinschaft des Gymnasiums Haus Overbach. Sie empfing das Kreuz auf dem Schlosshof mit dem ersten Schulgottesdienst seit langem. Die Tatsache, dass aktuell Flüchtlinge aus der Ukraine im Haus Overbach leben und teilweise auch den Unterricht besuchen, hat das Thema von Krieg und Frieden noch einmal in den Köpfen verstärkt. Das zeigte sich in den Fürbitten der Schülerinnen und Schüler. Später wurde das Friedenskreuz in die Klosterkirche getragen, wo die begleitende Jubiläumsausstellung viel beachtet markante Schlaglichter auf seine 75-jährige Geschichte warf.

In der Klosterkirche trafen sich im Laufe der Woche auch Jugendliche zum Taizégebet, gestaltet und musikalisch begleitet von den Lehrerinnen Rebecca Dicke und Hannah Weitenberg, ein dichtes spirituelles Erlebnis. Und an einem anderen Abend wusste der Historiker Jacek Grubba vom Museum Zitadelle mit einem Vortrag zu fesseln. Sein Thema lautete "Krieg und Frieden in Jülich". Spannend zeichnete er nach, wie sich Jülich als Festungs- und Garnisonsstadt im Spiegel der Jahrhunderte entwickelte. Das hat viel mit der lokalen, aber auch regionalen Geschichte in Teilen des Bistums Aachen zu tun, eng gekoppelt an politische und militärische Verhältnisse und Veränderungen.

Das prognostizierte Unwetter zum Ende der Schulwoche durchkreuzte den Plan des Hauses Overbach, einen großen Benefizlauf für die Ukraine-Hilfe zu starten. Stattdessen trugen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe das Kreuz von Barmen in die Innenstadt, ein fünf Kilometer langer Weg, in Achter-Teams gemeistert. Eine anstrengende, aber auch interessante und intensive Erfahrung, berichtet der Lehrer Marco Maria Emunds. Die Jugendlichen sagten, jetzt ahnten sie, wie sich Jesus gefühlt haben müsse, der das Kreuz allein tragen musste. Und auch die neugierigen, verwunderten Blicke der Passanten zu spüren, machte etwas mit den Schülerinnen und Schülern.

Nach einem Friedensgebet am Freitagabend in der Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt lautete die nächste Station des Aachener Friedenskreuzes die Kirche St. Peter und Paul in Eschweiler. Dort gehörte der Samstag spirituellen Impulsen zum Frieden, abwechselnd gestaltet von GebetsKraftwerk, Kevelaer-Bruderschaft und den Mitgliedern des Pastoralteams Pfr. Hannokarl Weishaupt, Norbert Franzen und Petra Minge. Das Kreuz stand vor dem Altarraum, flankiert von einem Großbildschirm, der den Blick auf einzelne Aspekte lenkte, zum Beispiel auf das eindringliche Christus-Antlitz auf dem Friedenskreuz. Mit einem ökumenischen Friedensgebet rundeten Pfr. Michael Datené, die evangelische Pfarrerin Ulrike Sommer und Pfr. Florian Wintersohl von der Freien Evangelischen Gemeinde den Tag in Eschweiler ab.

Die brückenbauende Kraft des Kreuzes stand auch am Sonntag im Mittelpunkt. Am Vormittag zog das Aachener Friedenskreuz quer durch das Ostviertel. Den Startpunkt bildete ein ökumenischer Gottesdienst, gestaltet von Pastoralreferentin Yasmin Raimundo und dem evangelischen Pfarrer Hans-Christian Johnsen. Bewegend: Die Gottesdienstbesucher standen Schlange, um das Kreuz zu berühren und ihr ganz persönliches Friedensgebet in Form eines farbigen Bändchens an das Gestell des Kreuzes zu heften. Eine große Gruppe trug und begleitete das Kreuz dann zu den muslimischen Freunden und Nachbarn der Yunus-Emre-Moschee. Dort begrüßten die türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ihre christlichen Gäste mit roten Rosen. Die Worte und Gebete, die Vorsitzender Abdurrahman Kol und Imam Celal Uzun sprachen, gingen unter die Haut. Die Sehnsucht nach Frieden verbindet uns über alle religiösen und kulturellen Unterschiede hinweg und wir können hier, in unserer Nachbarschaft, das leben, wonach wir streben.

Eine Begegnung jenseits eingefahrener Laufwege und Lebenswelten ermöglichte die nächste Station der Friedenswallfahrt in Aachen, das Café Plattform. Dieses befindet sich seit einiger Zeit in der Kirche St. Peter am Bushof und dort wird die Nächstenliebe, die sonntags gepredigt wird, tagtäglich gelebt. Im angeregten Austausch mit Leiter Mark Krznaric erfuhr die kleine Pilgergemeinschaft etwas über den vielschichtigen Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe, die dort gegenüber wohnsitzlosen Menschen geleistet wird. Dazu gehört auch, für ein konfliktarmes Miteinander mit Anwohnern und Geschäftstreibenden zu sorgen, durch ganz viel Vermittlungsarbeit in alle Richtungen. Das ist eine beachtliche Friedensarbeit, vor Ort, von Rückschlägen und Erfolgen begleitet.

Im Laufe des Nachmittags zog das Friedenskreuz zurück zum Aachener Dom, bei kräftiger Hitze und wiederum erstaunten, neugierigen Blicken vieler Passanten. Zwischenstation war die Citykirche St. Nikolaus, wo Jugendverbände einen Gottesdienst für junge Erwachsene gestalteten. Dabei setzten die Akteure farbenfrohe Zeichen für eine menschenfreundliche, weltoffene Kirche. Mit ihren Umhängen und Bannern machten sie das auch beim Umzug durch Einkaufs- und Flaniermeile deutlich, vorbei an Menschen, die sich gemütlich für ein Eis oder für Getränke und Speisen hingesetzt hatten. Auf dem Domhof wurden sie von Dompropst Rolf-Peter Cremer begrüßt und gemeinsam zog man feierlich in die Kathedrale ein. Für die Zeit der stimmungsvollen Vesper rückte das Friedenskreuz in den Mittelpunkt des Doms, für die Gottesdienstgemeinde bestens sichtbar vor dem Altarraum. Danach wurde ein letztes Mal für diesen Tag angepackt, das Kreuz durch die Nikolauskapelle in den Kreuzgang gewuchtet.

Dort nimmt es nun wieder seinen angestammten Platz ein, bis es wieder für ein gemeinsames Beten, Singen, Wallfahren, Gedenken, Brückenbauen herausgeholt wird. Am 12. September startet die vierte Jubiläumswoche, in Aachen. Aber bereits vorher wird es an verschiedene Orte im Bistum Aachen ziehen, als zeitloser Zeuge und als starke Inspiration für Frieden und Versöhnung.

 

Friedenskreuz in Jülich

16 Bilder

Friedenskreuz in Aachen

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